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Die geilste Band aller Zeiten

Die geilste Band aller Zeiten

 

 

Nirvana war eine US-amerikanische Grunge-Band. Sie wurde 1987 in Aberdeen, Washington gegründet. Große Berühmtheit erlangte die Band 1991 mit dem Song Smells Like Teen Spirit. Mit dem Selbstmord ihres Sängers und Songschreibers Kurt Cobain im Jahre 1994 kam das plötzliche Ende der Band.


Gründung: 1987
Auflösung: 1994
Genre: Grunge
Website: http://www.nirvana-music.com/
Inoffizieller Fanclub: http://www.nirvanaclub.de
Gründungsmitglieder
Gesang / Gitarre: Kurt Cobain
Bass: Krist Novoselic
Schlagzeug: Aaron Burkhardt (1987)
Weitere ehemalige Mitglieder
Schlagzeug: Dale Crover (1988, 1990)
Schlagzeug: Dave Foster (1988)
Gitarre: Jason Everman (1989)
Schlagzeug: Chad Channing (1988–1990)
Schlagzeug: Dan Peters (1990)
Letzte Besetzung
Gesang / Gitarre: Kurt Cobain
Bass: Krist Novoselic
Gitarre: Pat Smear (ab 1993)
Schlagzeug / Gesang: Dave Grohl (ab 1990)

Bedeutung

Die gesellschaftliche Einordnung der Band kann nicht isoliert von einer geschichtlichen Betrachtung der vorhergehenden politischen und kulturellen Entwicklungen erfolgen. Die weitläufige Meinung, die Bedeutung der Band wäre geprägt durch frühzeitige und unausweichliche Todesphantasien ihres Sängers, lässt hingegen ausschließlich eine verkürzte Betrachtung auf das gesamte Schaffen der Band zu. Oftmals wird zur Untermauerung dieser Meinung der Songtitel I Hate Myself And I Want To Die zitiert. In der offiziellen Band-Biographie Come As You Are (deutscher Titel: Nirvana – Die wahre Kurt Cobain Story) von Michael Azerrad gibt Cobain jedoch zu Protokoll, damit lediglich eine Persiflage zu dem ihm von Fans und Medien auferlegte Selbstmordimage beabsichtigt zu haben. Mit Nirvana etablierte sich ein rauer, dreckiger und kaputter Jugendstil und die Band wurde zum Sprachrohr einer Jugendbewegung (die sog. Generation X) erkoren, welche der allgemeinen Auffassung zufolge für Orientierungs-, Lust- und Hoffnungslosigkeit unter den Zeichen einer veränderten Weltordnung (u.a. das Wegfallen des Ostblocks durch den Fall der Berliner Mauer 1989) stünden.

Die Band Nirvana verkörperte jedoch mehr als es der genannte Stereotyp zulassen würde. Von Nirvana gab es zahlreiche inhaltliche Bekenntnisse auf der Bühne, in den Medien und auf den eigenen Veröffentlichungen. Auch in den Texten der Songs finden sich Fragmente von politischen Botschaften, welche zu einem „orientierungslosen Slacker ohne Hoffnung und Freude“ nicht so recht passen mögen.

Ein Bild aus den Tagebüchern von Kurt Cobain zeigt beispielsweise das Iron Maiden-Maskottchen Eddie, welches die Weltkugel mit seinen Krallen in zwei Stück reißt. Mit fletschenden Zähnen scheint das Monster mit einem Happen das nun in der Luft hängende Herz auffressen zu wollen. Daneben steht eine rückblickende persönliche Betrachtung der 1980er Jahre:

„Das ist ein unterschwelliges Beispiel für eine Gesellschaft, die sich mit ihrem Maßstab aus Gier ausgesaugt und selbst gefickt hat.“ – Kurt Cobain, 1987, undatierter Tagebucheintrag

Die gesellschaftliche Bedeutung von Nirvana ist nicht nur hinter dem Effekt zu suchen, dass die Band viele junge Menschen dazu inspirierte, selbst zum Instrument zu greifen um eigene Erfahrungen, Eindrücke und Erlebnisse darüber auszudrücken um sie so zu verarbeiten. Nirvana brachen vielmehr öffentlichkeitswirksam mit gesellschaftlichen Normen und Codes und erreichten in der davon ausgehenden Breitenwirksamkeit mehr als nur eigene Fans. Vielmehr erfasste ein bestimmter Lifestyle und Habitus weltweit die Gesellschaft, welche sich diesen geänderten Bedingungen annahm und sie für sich umdeutete. Daher kann die Wirkung als eine Reform bestehender Verhältnisse beschrieben werden, die mit fortschreitender Etablierung jedoch wieder in die kritisierten kulturpolitischen Zustände zurück führte.

Grundeinstellung

In der Popularisierung des von Nirvana ausgedrückten Lebensgefühls etablierten sich zugleich zahlreiche nonkonforme, profeministische, prohomosexuelle, antirassistische und linkspolitische Ausdrucksformen, zu welchen Nirvana selbst ebenfalls eindeutig Stellung bezogen:

„An dieser Stelle habe ich eine Bitte an unsere Fans: Falls irgendjemand unter euch in irgendeiner Art und Weise Hass auf Homosexuelle, Menschen mit anderer Hautfarbe oder Frauen hat, bitte tut uns einen Gefallen: Lasst uns verdammt nochmal alleine! Kommt nicht zu unseren Konzerten und kauft keine unserer Platten.“ – Kurt Cobain, 1993, Linernote im Booklet des Albums Incesticide

In Hollywood spielte die Band ein Rock Against Rape Benefit (Rock gegen Vergewaltigung) und unterstütze andere Organisationen, welche sich für die Rechte von Frauen einsetzten. Mit einem Konzert für das Recht auf Abtreibung gingen Nirvana so auch auf Kollisionskurs mit dem christlich-religiösen Teil der Gesellschaft.Die Ablehnung von Polizeigewalt wurde mittels eines großen Aufklebers auf einer von Cobains Gitarren bei Konzerten öffentlichkeitswirksam transportiert:

„Vandalism: Beautiful as a rock in a cops face“ (engl.: „Vandalismus: So schön wie ein Stein im Gesicht eines Polizisten“)

Zur Promotionphase des 1993 veröffentlichten Albums In Utero verweigerte die Band jeglichen Zeitungen und Magazinen Interviews, um damit ihren Protest gegen die allgemeine Medienberichterstattung kund zu tun. Die einzige Ausnahme, welche Cobain machte, war in ihrer politischen Aussagekraft nicht zu übertreffen. Um seine Solidarität mit Homosexuellen und Bisexuellen auszudrücken, gab er The Advocate ein exklusives Interview. The Advocate ist das auflagenstärkste US-Magazin für Homo- und Bisexuelle Menschen. In dem Song auf All Apologies (1993) heißt es darüber hinaus „Everyone is gay“ ( wobei gay im englischen doppeldeutig für "fröhlich, glücklich" und aktuell für "homosexuell" steht.

Mr Moustache (1989, Bleach), Smells Like Teen Spirit (1991, Nevermind) und Very Ape (1993, In Utero) lassen am deutlichsten eine offene Kritik der Band an gesellschaftlichen Verhältnissen zu. Smells Like Teen Spirit ist eine offene Kritik an einer politikmüden aber unterhaltungssüchtigen Generation. Seltsamerweise wurde die Band dennoch als Sprachrohr eben jener verstanden. Der Aufruf zu Aktionismus und politischer Teilnahme gingen in der landläufigen Meinung meistens verloren. Auch das noch heute fortwährende politische Engagement von Krist Novoselic, welcher mit einem migrantischen Hintergrund aus Jugoslawien in die USA gekommen ist, ließ viele Journalisten und Fans von ihrem Bild der Band nicht abrücken. Very Ape kritisiert dagegen männerhafte Machos und steht in einer Linie mit den profeministischen Äußerungen der Band im Laufe ihrer Karriere. Auch das früher geschriebene Mr Moustache behandelt das selbe Thema. Es geht auf ein von Cobain gezeichneten Comic Strip zurück. Song und Comic sind inspiriert von seiner lebenslangen schlechten Erfahrung mit „Macho Hinterwäldlern“. In vier aufwendig gearbeiteten Szenen des Comics zeigt er einen klischeehaften Charakter eines solchen Hinterwäldlers. Ihm wird von dem noch ungeborenen Baby aus dem Bauch der Mutter heraus das Gehirn aus dem Kopf getreten, als der Mann am Bauch horchen möchte. Der Comic befindet sich in den Tagebüchern Cobains auf Seite 24. Even In His Youth (1992, Hormoaning EP) thematisiert, entgegen der heutigen Auffassung in der modernen Wertkritik, die Bourgeoisie und den Weg aus dem Arbeitermilieu heraus. Hier zeigt sich Cobain als ein antiquiert in Klassenmilieus verhaftet denkender Mensch.

Erscheinungsformen

Nirvana, oftmals als Anti-Helden verstanden, inszenierten sich im selben Maße wie es Michael Jackson oder Hard Rock Gruppen wie Bon Jovi und Guns N' Roses in den achtziger Jahre taten. Dennoch wurde die Seattle-Band als Gegenpol zu eben jenen verstanden. Dazu hat die unkonventionelle Art und Weise des öffentlichen Auftretens der Band ihren Beitrag geleistet. Dieses war mit dem der Protagonisten der achtziger Jahre nicht vergleichbar. Einige Beispiele:

  • Bei den MTV Video Music Awards 1992 spuckte Kurt Cobain beim Verlassen der Bühne auf das Klavier, auf dem später Axl Rose von Guns N' Roses spielen wollte.
  • Bei der Charts-Show Top Of The Pops am 27. November 1991 in den BBC-Studios, London interpretierte die Band ihr Smells Like Teen Spirit trotz Halbplaybacks zu einer langatmigen Gothic-Version. Schlagzeuger und Bassist spielten absichtlich offensichtlich nicht synchron zu der dazu im Studio abgespielten Musik ihres Hits, Cobain fasste seine Gitarre fast nie an, vielmehr umklammerte er sein Mikrofon oder breitete seine Arme aus.
  • Bei zahlreichen öffentlichen Auftritten zerschlug das Trio ihr Equipment, so unter anderem bei MTV Video Music Awards oder Saturday Night Live.
  • Bei TV-Auftritten spielten die Drei oftmals nicht die mit der Regie abgesprochenen und daher auf der Mattscheibe eingeblendeten Songs.

Das Auftreten Nirvanas wurde jedoch mit jeder Wiederholung bestimmter Showelemente (wie z. B. das Zerstören) mehr und mehr ebenso in Szene gesetzt und ließ Cobain so als einen mythenhaft-tragischen Helden erscheinen. Den der Erscheinungsform nachfolgenden Effekt teilen sich so die „Anti-Helden“ Nirvanas mit den „Rock-Stars“: Millionen verkaufte Alben, ausverkaufte Konzerttourneen und umjubelte Stars im Rampenlicht und auf den Titelseiten von Zeitungen jeglicher Couleur. Der durch diesen Effekt ausgelöste Zwiespalt ist als ein Grund für die Selbstmordentscheidung Cobains zu nennen, welche er in seinem Abschiedsbrief vor seinem Selbstmord wie folgt verfasste:

„Zum Beispiel wenn wir Backstage sind und die Lichter ausgehen und das manische Gebrüll der Menge beginnt, berührt mich das nicht in der Form in welcher es Freddie Mercury berührt zu haben schien. Er schien die Manie und Anbetung der Fans zu lieben und zu genießen. Das ist etwas, was ich total bewundere und beneide.“ – Kurt Cobain, April 1994, aus seinem Abschiedsbrief

Ein eklatanter Unterschied zu den genannten Bands tut sich also ausschließlich in der inneren Einstellung gegenüber Musik und Unterhaltung sowie einem anderen Grundverständnis, mit welchen den Strukturen der Kulturindustrie begegnet wurde, auf. Die Erscheinung Nirvanas selbst hingegen führte ins gemeinsame Vielfache und steigerte so die Unzufriedenheit Cobains, welche er im Abschiedsbrief äußerte, immens.

Die Möglichkeit, mit Pop Politik zu machen, analysieren Roger Behrens und Martin Büsser ausführlich am Beispiel Kurt Cobain und Nirvana, den sie den „Anti-Helden als Medienstar“ nennen.